Mitten drin…
Wir sitzen in einem kleinen Raum, unter uns bunte Teppiche, wir angelehnt an bestickte Kissen und in der Mitte zwei Schienbeinhohe Tisch, auf denen zwei riesige Portionen Tajin thronen. Tajin-ein Schmorgericht aus Kartoffeln, Zucchini, Möhren, Gewürzen und meist Hühnchen oder Ziegenfleisch. Eigentlich lässt sich alles Mögliche in den Topf werfen – erzählt uns unser marokkanischer Guide Mohammed. Tajin ist eines der Traditionsgerichte, vor allem hier in den High Atlas Mountains. Draußen ziehen die Regentropfen Fäden, der naheliegende Bach ist zu einem braunen Strom geworden und von einem Holzunterstand zieht der Geruch von Rauch, Gewürzen und Ziegenfleisch in unsere Nase.
Wir, eine internationale Gruppe aus 12 Personen, die sich für die Rif-Mountains-Reise mit G Adventures entschieden hat. 7 Kanadier, eine US-Amerikanerin, eine Schweizerin, eine Japanerin und zwei deutsche Kartoffeln – mein Bruder und meine Wenigkeit. Servus aus Marokko, ehrlich gesagt grad irgendwo in der Wildnis. Wir wurden eingeladen von einer Berber-Familie, die hier in den Bergen sehr einfach lebt. Viele Familien versorgen sich selbst und wir sind ganz nah dran, haben die Möglichkeit Gespräche zu führen, über die Schulter zu blicken und dieses so andere Leben für ein paar Stunden mitzuverfolgen.
Mittlerweile ist es der 5. Tag der Reise, die uns von der Mittelmeerküste und der Hafenstadt Tangier bis in die bekannte Königsstadt Marrakesch bringt. Eine ordentliche Distanz, wenn ich mir im Nachhinein die Route auf Maps anschaue. Das haben wir wirklich in 8 Tagen hinter uns gelassen? Der Hammer. Während unserer Reise bleibt da Mittagessen nicht der einzige Kontakt zu den Menschen vor Ort. Auch unsere Guides auf den Tagestouren, Wanderungen oder Stadtführungen sind stets Einwohner, die so unterstützt werden. Ich find das Konzept so toll. Bevor ich aber abschweife, beginnen wir doch einfach am Anfang der Reise. Einmal zurücklehnen und in eine Welt eintauchen, die erst so fremd erscheint und dann doch näher ist, als man zu denken glaubt…
Und auf Insta gibt´s noch mehr zu sehen: Folgt da gerne rein für Bergsport, Reisen und den Spagat zwischen Uni und Abenteuer. Ich freu mich auf dich!
Zwischen Gibraltar und Kulturschock
„Da drüben ist Gibraltar“, rufe ich, zücke die Kamera und in kurzer Zeit sind weitere 20 Bilder im Kasten. Hier vom York Castel, das über der Altstadt (Medina) von Tangier thront, eröffnet sich der Blick rüber auf die spanische Küste und linkerhand auf den Atlantik, während zu unserer Rechten das Mittelmeer blau schimmert. Es ist Anfang April – die Sonne scheint und bei angenehmen 23 Grad erkunden wir seit 3 Stunden die Hafenstadt, ganz im Norden Marokkos. Hier sollen wir später auf unsere Gruppe stoßen und hier startet auch das Abenteuer „Neuer Kontinent“ – zumindest hab ich der Reise diesen individuellen Namen eingehaucht.
Afrika ist nach Europa Kontinent 2, den ich besuchen darf. Irgendwie schon cool! Und wer hätte das gedacht: Nach wenigen Minuten aus dem Hotel, befanden wir uns am frühen Mittag in einem Treiben zwischen Marktständen, Gewürztürmen, Krimskrams, Rollern und umherhechtenden Menschen. Nach 5 Minuten Stadtgeschehen weiß ich: Das Temperament ist ein anderes als in Europa. Und darauf freue ich mich bei dieser Reise sehr. G Adventures steht für individuelle Reiseerlebnisse, in kleiner Gruppe und dem Maximum an Abenteuer.
Am ersten Abend treffen wir im Hotel auf unsere Reisegruppe und unseren Guide Mohammed. So ein cooler Typ, bei dem ich weiß, dass wir die nächsten 8 Tage in guten Händen sein werden. Und das Gefühl haben wohl alle. Am nächsten Tag wollen wir pünktlich starten, deswegen wird früh geschlafen und die ersten Eindrücke des marokkanischen Temperaments versucht zu verarbeiten.
Wanderung Nr. 1 auf afrikanischem Boden
Für die Zeit in Marokko haben wir einen kleinen Reisebus und einen persönlichen Fahrer, der uns am ersten Tag von Tanger in die Berge bringt. Zum Ausgangspunkt einer Wanderung, deren Ziel der Gipfel des Monte Blanco ist. Erste Wandertour am ersten Tag der Reise – hört sich für mich sehr fair an und macht auch richtig Spaß. Über das Fahs-Lamhar-Plateau wandern wir entlang von Schaf- und Ziegenherden, begegnen Einwohnern aus den Bergdörfern und auch einem ganz unverhofften tierischen Bewohner: An einem kleinen Tümpel entdecken wir eine Schildkröte, die hektisch das Weite sucht. Und auch sonst steht der erste Hike in Afrika den Wanderungen in den Alpen in nichts nach.
Die Vegetation überrascht mich persönlich sehr. Vor allem als wir den Gipfel des 838 Meter hohen Monte Blanco erreichen, staune ich nicht schlecht. Hier eröffnet sich ein Bilderbuchblick aufs Mittelmeer, auf den Stausee Barage Asmir und auf eine sattgrüne Hügellandschaft. Zwischendrin kleine Bergdörfer. Hammermäßig – und noch besser macht’s die verdiente Pause, die wir mit guten Gesrächen (ja, ich kann sogar ein bisschen Englisch) und einer vollen Picknicktüte verbringen. Nach etwa 14 Kilometern und einer gut durchgeheizten Kamera geht es am Nachmittag zurück nach Tétouan. Und obwohl die Beine schon etwas müde sind, wartet noch ein echtes Highlight auf uns: ein geführter Stadtrundgang durch die sogenannte „Weiße Stadt“. Besonders beeindruckend ist der Königspalast mit seiner prunkvollen Fassade, aber ähnlich wie die Medina von Tanger fasziniert mich Tétouan ebenso – und die ist dazu sogar UNESCO-Weltkulturerbe.
Vorbei an kleinen Handwerksläden, farbenfrohen Mosaiken und duftenden Gewürzständen erleben wir das Kontrastprogramm zum ruhigen Morgen. Auf jeden Fall gesehen haben sollte man hier:
- Die Medina von Tétouan (UNESCO-Weltkulturerbe)
- Königspalast (Palace Hassan II)
- Kasbah von Sidi Al-Mandri
- Kulinarik-Tipp: Unbedingt regional essen, Streetfood lieber meiden! Sucht euch ein kleines Restaurant, in dem z. B. Tajine- und Couscous Gerichte serviert werden.
- Unterkunft: Soho Boutique Tétouan



Von weiß zu blau!



صباح الخير (Aussprache: Sbāḥ l-khīr – Guten Morgen!). Aufstehen, packen, frühstücken, Abfahrt – auch heute ist das wieder der morgendliche Rhythmus. Schließlich wollen wir was erleben, schlafen können wir später. Heute steht ein ganz besonderer Transfer an: Von der weißen Stadt Tétouan führt uns die Route weiter in den Süden zur „blauen Perle“ Marokkos. Gemeint ist die 15.000-Seelenstadt Chefchaouen, deren Häuser tatsächlich in intensiven Blautönen leuchten.
Schon die Fahrt dorthin macht Freude. Aus dem Fenster zu schauen und die Landschaft an sich vorbeiziehen zu lassen, hat etwas Meditatives. Noch schöner wird es, als oberhalb der Bergstraße die ersten Gebäude von Chefchaouen auftauchen. Ein Mix aus Palmen, Orangenbäumen und blauen Fassaden, die sich wie eine Filmkulisse in die Rif Mountains schmiegen. Bevor wir die Stadt erkunden, besuchen wir ein etwa zehn Kilometer entferntes Bergdorf. Dort sind wir verabredet, um mit einer Berberfamilie Ziegenkäse zu machen. Der Weg dorthin führt uns bei sommerlichen 30 Grad hinauf zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir den Blick über Chefchaouen schweifen lassen. Warum die Stadt so blau ist? Es gibt viele Theorien, aber am weitesten verbreitet ist die Annahme, dass jüdische Migranten die Farbe mit in die Berge brachten und ihre Viertel in Blau strichen – als Zeichen der Verbundenheit mit Gott und dem Himmel. Heute ist es vor allem eines: Ein echter Besuchermagnet.
Unser Weg führt entlang einer von Ackerbau geprägten Kulturlandschaft, durch Olivenhaine am Fuße der Berge. Auf den Feldern sieht man Bauern mit Eseln und Ochsen pflügen oder Frauen, die Setzlinge stecken. Auch Schaf- und Ziegenherden begegnen uns, bewacht von aufmerksamen Herdenhunden. In abgelegenen Regionen sollte man daher nie allein unterwegs sein. Zur Mittagszeit erreichen wir Bab Taza. Die letzten drei Kilometer in der Mittagssonne waren anstrengend, eine Pause ist dringend nötig. Doch vorher wird noch gemolken – bei der Familie unseres Wanderguides. Im Innenhof wartet die Ziege bereits geduldig. Für mich als halber „Almöhi“ ist das fast schon Routine, aber es bleibt eine coole Erfahrung.
Vor allem mit dem Gedanken, dass wir später aus der Milch noch Käse machen werden. Im schattigen Garten der Familie nehmen wir Platz und bekommen eine Tajine serviert, die wohl mit Abstand die Beste ist, die ich je gegessen habe. Dazu Ziegenkäse mit Brot und Oliven, und als Nachtisch frische Orangen. Solche Momente des Beisammenseins sind einfach unbezahlbar – auch mein Englisch macht plötzlich Fortschritte, aber vor allem macht es einfach Spaß.
Nach dem Essen warten drei Jeeps auf uns, die uns ordentlich durchgerüttelt zurück nach Chefchaouen bringen. Unser Hotel, das Puerta Azul, liegt nicht weit von der Altstadt entfernt. Am Nachmittag gibt es noch eine Stadtführung durch die lebensfrohen, blauen Gassen mit ihren unzähligen kleinen Läden und Ständen.
Tipp: In Marokko lässt sich günstig einkaufen – vor allem Lederwaren sind deutlich günstiger als bei uns. Aber: Niemals den ersten Preis akzeptieren! Handeln ist Pflicht. Richtwert: maximal 60 % des Ausgangspreises zahlen.
Chefchaouen hat mich mit seinem Charme, den ruhigeren Gassen und der einmaligen Lage absolut begeistert. Was man hier auf keinen Fall verpassen sollte:
- Die Medina (Altstadt) mit ihren blauen Gassen und Häusern
- Platz Uta el-Hammam – Hauptplatz mit Cafés und Blick auf die Kasbah
- Kasbah Chefchaouen – historische Festung mit Museum und Aussichtsturm
Restaurant-Tipp für den Sonnenuntergang: Das „Aladdin“.
Abkühlung gefällig?



Chefchaouen zu verlassen, ohne ein paar Fotospots abzuklappern? Unmöglich. Also geht’s noch vor dem Frühstück auf eine kleine Fototour durch die noch leeren Gassen – perfekte Stimmung. Danach starten wir mit dem Kleinbus Richtung Rif Mountains. Dieses Mal fahren wir tief hinein ins Gebirge. Unser Ziel: die Schlucht des Oued El Kannar. Die Wanderung führt uns entlang des Flusses, vorbei an beeindruckenden Felsformationen und durch üppige Vegetation. Der Weg ist moderat anspruchsvoll, aber durch die Landschaft vergeht die Zeit wie im Flug. Und dann stoßen wir auf sie: natürliche Pools, deren Wasser türkis in der Sonne glitzert. Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen. Sachen runter – rein ins Wasser! Kalt, klar, einfach herrlich. Dass so etwas mitten in Marokko möglich ist, hätte ich nie gedacht.
Nach dem erfrischenden Bad gibt’s noch eine kleine Brotzeitpause mit Datteln – in dieser Kulisse schmeckt’s einfach doppelt gut. Am Nachmittag geht es zurück nach Chefchaouen, wo wir den restlichen Tag zur freien Verfügung haben. Gemeinsam mit der Gruppe entscheiden wir uns für ein Abendessen über den Dächern der Stadt.



Auf zu den Königen!
Check-out und Tschüss, blaue Stadt. Heute steht die längste Fahrt der Reise an. Wir verlassen das Rif-Gebirge und steuern auf Fès zu – die größte der vier marokkanischen Königsstädte. Gleichzeitig auch die Stadt mit einer der größten Medinas der Welt. 9.000 Gassen. Ohne Guide? Unmöglich. Nach der langen Anreise starten wir mit einem geführten Rundgang. Die Gassen erinnern wirklich an ein Labyrinth. Google Maps? Keine Chance. Zum Glück haben wir einen Local Guide, der uns zielsicher durch das Gassengewirr von Fès lotst.
Eines der Highlights: Die Al-Qarawiyyin-Universität, gegründet 859 n. Chr. – die älteste durchgängig betriebene Universität der Welt. Von oben erkennt man sie an den grünen Ziegeln. Auch die prachtvollen Innenhöfe und Riads, die wir besuchen, sind absolut sehenswert. Zum Mittagessen kehren wir in ein traditionelles Riad ein. Es gibt verschiedene kleine marokkanische Spezialitäten – fast wie Tapas – und natürlich darf der obligatorische grüne Tee nicht fehlen. Tipp: Je höher der Tee eingegossen wird, desto besser entfaltet sich das Aroma. Weiter geht’s zu den berühmten Chouara-Gerbereien. Von oben betrachtet sind die farbigen Färbebecken spektakulär. Vom Geruch ganz zu schweigen – gut, dass wir am Eingang Minze bekommen, um den Gestank etwas abzumildern. Trotzdem: Ein absolutes Must-See. Zum Abschluss besuchen wir noch eine Töpferei. Vom Lehm bis zur bemalten Vase – hier wird Handwerkskunst noch traditionell gelebt. So etwas bekommt man als Individualreisender oft gar nicht zu sehen. Ein cooler Einblick.
Von Fes in die Ruhe des mittleren Atlas
Heute verlassen wir das wuselige Fès und steuern auf etwas mehr Ruhe zu: Richtung Khenifra im Mittleren Atlas-Gebirge. Die Straßen werden kurviger, die Landschaft noch ein bisschen grüner, und ehrlich – hier draußen hat man das Gefühl, Marokko nochmal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Es riecht nach Nadelhölzern als wir mitten im Nirgendwo unsere Wanderung starten. Genauer gesagt geht es durch einen alten Zedernwald, entlang von Nomadenzelten und über eine Hochebene, auf der Hirten ihre Schafe bewachen. Ganz andere Welt als bei uns daheim. Aber alle Menschen, denen wir in den Bergen begegnen, sind so freundlich, winken uns und wirken sooo zufrieden. Das hat mich richtig glücklich gemacht.
Die Route ist gut machbar, aber ein bisschen Kondition schadet nicht – immerhin legen wir etwa 13–15 Kilometer zurück. Links und rechts begegnen uns immer wieder Ziegenherden. Kein Zufall: Die Region lebt von Viehzucht, Käseproduktion und kleinen Landwirtschaftsbetrieben. Und noch ein Highlight wartet in den Baumkronen – Affen haben es sich hier bequem gemacht. Mit denen hatte ich hier irgendwie gar nicht gerechnet, aber eine nette Abwechslung zu den Ziegen. Nach ein paar Stunden erreichen wir einen Aussichtspunkt mit gigantischem Blick über einen See. An dessen Ufer stehen reich verzierte Berberzelte, auch genannt „Khaima“, in denen wir es uns zwischen Kissen gemütlich machen dürfen und aufgetischt wird. Hier wird kein Touri-Menü serviert, sondern richtig gekocht: Brot, frisch aus dem Lehmofen, Salate, Oliven, eine Tajine.
Mit vollen Bäuchen geht’s weiter in die Nähe von Khenifra. Hier wartet unser Hotel – mitten im Grün. Der Ausblick verleitet zum Bleiben und die Ruhe hier tut einfach mal so gut. Ein Ort zum Verlieben.



Markttag & Barbecue-Session
Heute stand einer der coolsten Tage unserer Marokko-Reise auf dem Programm: ein Ausflug ins Rif-Gebirge, inklusive Marktbesuch und Barbecue mit Einheimischen. Klingt touristisch? War es überhaupt nicht – im Gegenteil. Morgens ging’s los Richtung Berge. Und wieder: Grüne Hügel, kleine Dörfer, Ziegen am Straßenrand – das marokkanische Hinterland von seiner schönsten Seite. Unser Ziel – ein typischer Wochenmarkt in einem Bergdorf. Einmal die Woche findet der hier statt und für viele Einheimische ist er die einzige Möglichkeit bestimmte Produkte einzukaufen, für die sie sonst weite Wege auf sich nehmen müssten.
Der Markt ist voll mit frischem Gemüse, Gewürzen, Obst – und natürlich war es bunt, laut und irgendwie sympathisch chaotisch. Schon Wochenmärkte in Deutschland machen mich glücklich, aber das Flair hier war nochmal ganz anders und die Preise- nicht mit europäischen zu vergleichen. Für eine Tüte voller Bananen haben wir umgerechnet 60 Cent bezahlt. Total spannend zu sehen, wie das Leben hier abläuft, fernab vom Trubel der Städte. Einfach authentisch und vor allem die Kinder sehr neugierig. Viele Touristen finden nicht den Weg hierher, mit G Adventures gehört sowas aber dazu! Dieser direkte Kontakt mit dem Land, den Traditionen und vor allem den Menschen.
Nach dem Marktbesuch kommen wir am Startpunkt des Blogbeitrags an: Das gemeinsame Barbecue mit einer Berberfamilie, bei dem wir Gäste sein dürfen in einem fremden Haus, das plötzlich gar nicht mehr so fremd wirkte. Draußen regnete es, drinnen war es kuschelig und solange ich etwas so Gutes zu essen bekomme, bin ich auch happy. Insgesamt war das einer dieser Tage, an denen man viel erlebt, ohne dass es sich wie ein „Programmpunkt“ anfühlt. Es war bodenständig, herzlich und ultra lecker. Genau das Richtige, um das echte Marokko kennenzulernen.



High Up Atlas Mountains
Wo gestern noch Dauerregen angesagt war, blitzt jetzt die Sonne durch eine leichte Wolkendecke. Besser ist das, denn es steht der längste und wohl auch schönste Hike der gesamten Tour an. Mit Gipfelziel und ganz viel Panorama. Ich bin Fan und so starten wir in der Nähe des kleinen Ortes, wo wir gestern das hervorragende Barbecue bekommen haben. Wir starten in der Region Béni Mellal-Khénifra, nahe dem Dorf Tilouguite und dem Ausgangspunkt Imi n’Warg. Etwa 5 Kilometer sind es von hier bis zum Gipfel des Amsafrane auf 1.868 Metern.
Durch Erosionen des Sandsteins entstehen hier teils atemberaubende Felsformationen, wie „Terrassen“ oder „Türme“. Die rötlich-braune Färbung stammt dabei meist von Eisenoxiden, die sich im Gestein ablagern. Wieder was gelernt und ein bisschen Kraxelspaß gibt’s obendrauf! Trittsicherheit und Ausdauer sollten zwar Grundvoraussetzung für diese Wanderung und die „Rif-Mountains“ Tour generell sein, die Wanderung ist aber gut machbar und oben angekommen wartet ein gigantischer Blick über die High Atlas Mountains auf uns. Und in der Ferne, auf den noch höheren Gipfel, glitzert sogar der Schnee in der Sonne. Was für ein Anblick, den ich sehr gerne noch länger angeschaut hätte. Wir treten aber relativ schnell wieder den Rückweg an, denn in der Ferne schieben sich dicke Regenwolken über die Berge und kommen immer näher.
Unterkunftstipp: Ein echtes Highlight während der „Rif-Mountains Tour“ ist das kleine Naturhotel „Dar I`eau Vive“, inmitten der sattgrünen Natur, unweit des Barrage Bin El-Quidane, einem der größten Trinkwasserseen Marokkos. In der Nacht kann man von hier die Sterne im klaren Himmel beobachten.




Marrakesch macht mich melancholisch!
Der letzte Tag startet wieder mit Sonne. Über dem Fluss liegt am frühen Morgen ein Nebelteppich, die Vögel zwitschern, ansonsten herrscht hier morgens vollkommende Ruhe. Noch einmal genießen und gemeinsam im typisch marokkanischen Restaurant frühstücken. Honig, Marmelade, Fladenbrote, Ziegenkäse, eine Art Rühreipfanne, Tee und Kaffee – daran hab ich mich die gesamte Zeit noch nicht gewöhnt. Jetzt heißt es Sachen packen für die touristische Hochburg, denn unsere Reise endet in Marrakesch, das von diesem Punkt aus etwa 3 ½ Fahrstunden entfernt liegt. Ein letztes Mal frische Bergluft durch die Nase ziehen lassen und dann wird der Koffer in den kleinen Bus gehievt, der uns durch große Teile Nordmarokkos gebracht hat.
Und was soll ich sagen – die Fahrt macht melancholisch. All die Erlebnisse der letzten Tage vermischen sich mit dem Blick aus dem Fenster, der immer wieder wahnsinnig schöne Landschaften einfängt. Selten hat mich eine Reise so gefesselt, so in Teilen „überfordert“ – Im positiven Sinne, denn die vielen wunderschönen Erlebnisse lassen sich in der kurzen Zeit gar nicht richtig verarbeiten. Deshalb freue ich mich sehr auf Marrakesch, aber auch auf die Rückreise nach Deutschland.
Kurz vor Ankunft verabschieden wir uns von der wirklich tollen Gruppe. „It was an honor for me“, sage ich und das war es wirklich. Ich finde gemeinsames Reisen ist etwas ganz Besonderes. Die Gruppe ist in dieser kurzen Zeit trotz Altersunterschied und vor allem Herkunft so zusammengewachsen, dass wir uns richtig wohlgefühlt haben. Die vier kanadischen Damen waren am Ende wie ein Mama-Ersatz und sowas ist einfach wirklich toll zu erleben. Auch verabschieden wir uns hier von unserem Guide Mohammed, der einen ganz tollen Job gemacht hat und bei dem man sich zu jeder Zeit komplett wohlfühlte.


Wir werden an einer Straßenecke rausgelassen, denn mein Bruder und ich haben uns in Marrakesch auf eigene Faust ein sogenanntes Riad gebucht. Ein traditionelles marokkanisches Stadthaus oder Stadtpalais mit einem Innenhof oder Garten in der Mitte. Der Begriff kommt vom arabischen Wort „riyad“ (رياض), was „Garten“ bedeutet. Und häufig gibt’s sogar ein Becken inmitten des Hofes. Früher Frischwasserquelle (In den Medinas gibt es bis heute gut ausgebaute Systeme mit fließendem Frischwasser), heute Pool – find ich super. Und das Beste ist tatsächlich die Dachterrasse, mit Blick über die Altstadt von Marrakesch. Mich fasziniert auch die Architektur sehr. Mosaikfliesen säumen Wände und Boden und verwandeln das Riad in ein einzigartiges Kunstwerk. Und wem die Riads in Marrakesch nicht Sehenswürdigkeit genug sind, der sollte unbedingt durch die Medina von Marrakesch schlendern.
Bei uns wurde auch einfach mal „nur“ geschlendert. Wir haben in den letzten Tagen so viel gesehen und erlebt, dass wir den Nachmittag damit verbrachten durch die Medina von Marrakesch zu bummeln, Läden etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, Gewürze einzukaufen (unteranderem kommt ein bisschen Safran mit nach Hause – Preis: 6€ pro Gramm), um den marokkanischen Lebensstil noch einmal hautnah mitzuerleben. In einem kleinen Trödelladen kaufte ich mir einen sogenannten Kompass, aus echtem Silber. Kein gewöhnlicher Kompass, sondern ein Amulett, das eher der symbolischen Orientierung dient und für die Berber in Marokko und vor allem der Sahara von großer Bedeutung ist. Außerdem gabs eine Leder-Bauchtasche und natürlich wurde gehandelt, ich hab schließlich unserem Guide immer gut zugehört und aufm Flohmarkt sowieso geübt.
Zurück ging es über den belebten Hauptplatz der Medina, dem Djemaa el Fna. Er ist einer der bekanntesten Plätze in Marokko und UNESCO-Weltkulturerbe und hier kommt abends „1000 und eine Nacht“- Feeling auf, denn der ganze Platz ist voll mit Künstlern, Akrobaten, bunten Ständen und Schlangenbeschwörern. Ja, da schaut man am Anfang erstmal zweimal hin bevor man checkt, dass die Schlangen tatsächlich echte Kobras sind, die sich aus ihren Körben in die Höhe strecken. Aber Achtung: Fotos und Videos solltet ihr doppelt überdenken, denn die lassen sich die „Schlangenkünstler“ am liebsten bezahlen.
Volles Marokko-Programm und voll viel Text. Respekt, wenn du es bis hier durchgehalten hast und vielen, vielen Dank für dein Interesse. Marokko war ein Abenteuer, das ich immer wieder angehen würde. Vielleicht heißt es ja nächstes Mal: Ab auf den höchsten Berg Nordafrikas – 5 Tage am Jebel Toubkal (4.167m). Also ich hätte Bock, und du so?… Oder eine ganz andere Tour – sehr gerne wieder mit G Aventure! Zu jedem Zeitpunkt haben wir uns wohl gefühlt, wirklich alles war perfekt organisiert und auch vor Reiseantritt gab es keinerlei Probleme. Große Empfehlung meinerseits, da seid ihr in besten Händen!
Riad Empfehlung: Riad Esmeralda, 25 Derb Zaouia
*anzeige


