Tag 1

Zwischen Gibraltar und Kulturschock

Reich verzierte Türen und Ornamentik
Trödelläden in der Medina von Tanger
Tag 2

Wanderung Nr. 1 auf afrikanischem Boden

Die Vegetation überrascht mich persönlich sehr. Vor allem als wir den Gipfel des 838 Meter hohen Monte Blanco erreichen, staune ich nicht schlecht. Hier eröffnet sich ein Bilderbuchblick aufs Mittelmeer, auf den Stausee Barage Asmir und auf eine sattgrüne Hügellandschaft. Zwischendrin kleine Bergdörfer. Hammermäßig – und noch besser macht’s die verdiente Pause, die wir mit guten Gesrächen (ja, ich kann sogar ein bisschen Englisch) und einer vollen Picknicktüte verbringen. Nach etwa 14 Kilometern und einer gut durchgeheizten Kamera geht es am Nachmittag zurück nach Tétouan. Und obwohl die Beine schon etwas müde sind, wartet noch ein echtes Highlight auf uns: ein geführter Stadtrundgang durch die sogenannte „Weiße Stadt“. Besonders beeindruckend ist der Königspalast mit seiner prunkvollen Fassade, aber ähnlich wie die Medina von Tanger fasziniert mich Tétouan ebenso – und die ist dazu sogar UNESCO-Weltkulturerbe.

  • Die Medina von Tétouan (UNESCO-Weltkulturerbe)
  • Königspalast (Palace Hassan II)
  • Kasbah von Sidi Al-Mandri
  • Kulinarik-Tipp: Unbedingt regional essen, Streetfood lieber meiden! Sucht euch ein kleines Restaurant, in dem z. B. Tajine- und Couscous Gerichte serviert werden.
Tag 3

Von weiß zu blau!

صباح الخير (Aussprache: Sbāḥ l-khīr – Guten Morgen!). Aufstehen, packen, frühstücken, Abfahrt – auch heute ist das wieder der morgendliche Rhythmus. Schließlich wollen wir was erleben, schlafen können wir später. Heute steht ein ganz besonderer Transfer an: Von der weißen Stadt Tétouan führt uns die Route weiter in den Süden zur „blauen Perle“ Marokkos. Gemeint ist die 15.000-Seelenstadt Chefchaouen, deren Häuser tatsächlich in intensiven Blautönen leuchten.

Schon die Fahrt dorthin macht Freude. Aus dem Fenster zu schauen und die Landschaft an sich vorbeiziehen zu lassen, hat etwas Meditatives. Noch schöner wird es, als oberhalb der Bergstraße die ersten Gebäude von Chefchaouen auftauchen. Ein Mix aus Palmen, Orangenbäumen und blauen Fassaden, die sich wie eine Filmkulisse in die Rif Mountains schmiegen. Bevor wir die Stadt erkunden, besuchen wir ein etwa zehn Kilometer entferntes Bergdorf. Dort sind wir verabredet, um mit einer Berberfamilie Ziegenkäse zu machen. Der Weg dorthin führt uns bei sommerlichen 30 Grad hinauf zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir den Blick über Chefchaouen schweifen lassen. Warum die Stadt so blau ist? Es gibt viele Theorien, aber am weitesten verbreitet ist die Annahme, dass jüdische Migranten die Farbe mit in die Berge brachten und ihre Viertel in Blau strichen – als Zeichen der Verbundenheit mit Gott und dem Himmel. Heute ist es vor allem eines: Ein echter Besuchermagnet.


Unser Weg führt entlang einer von Ackerbau geprägten Kulturlandschaft, durch Olivenhaine am Fuße der Berge. Auf den Feldern sieht man Bauern mit Eseln und Ochsen pflügen oder Frauen, die Setzlinge stecken. Auch Schaf- und Ziegenherden begegnen uns, bewacht von aufmerksamen Herdenhunden. In abgelegenen Regionen sollte man daher nie allein unterwegs sein. Zur Mittagszeit erreichen wir Bab Taza. Die letzten drei Kilometer in der Mittagssonne waren anstrengend, eine Pause ist dringend nötig. Doch vorher wird noch gemolken – bei der Familie unseres Wanderguides. Im Innenhof wartet die Ziege bereits geduldig. Für mich als halber „Almöhi“ ist das fast schon Routine, aber es bleibt eine coole Erfahrung.

Vor allem mit dem Gedanken, dass wir später aus der Milch noch Käse machen werden. Im schattigen Garten der Familie nehmen wir Platz und bekommen eine Tajine serviert, die wohl mit Abstand die Beste ist, die ich je gegessen habe. Dazu Ziegenkäse mit Brot und Oliven, und als Nachtisch frische Orangen. Solche Momente des Beisammenseins sind einfach unbezahlbar – auch mein Englisch macht plötzlich Fortschritte, aber vor allem macht es einfach Spaß.


Tipp: In Marokko lässt sich günstig einkaufen – vor allem Lederwaren sind deutlich günstiger als bei uns. Aber: Niemals den ersten Preis akzeptieren! Handeln ist Pflicht. Richtwert: maximal 60 % des Ausgangspreises zahlen.

Chefchaouen hat mich mit seinem Charme, den ruhigeren Gassen und der einmaligen Lage absolut begeistert. Was man hier auf keinen Fall verpassen sollte:

  • Die Medina (Altstadt) mit ihren blauen Gassen und Häusern
  • Platz Uta el-Hammam – Hauptplatz mit Cafés und Blick auf die Kasbah
  • Kasbah Chefchaouen – historische Festung mit Museum und Aussichtsturm
Ziegenzucht hat hier eine lange Tradition.
Melken und Trinken gleichzeitig.
Wir machen den Käse selber.
Tee darf nicht fehlen!
Die typisch marrokanische Tajin
Tag 4
Tag 5
Die älteste Universität der Welt.
Kunstvolle Ornamentik
Dicht an dicht.
Exotische Gewürze an jeder Ecke
Antiquitäten und Trödel
Alles Schuhe!
Gerberei in Fes
Tag 6

Die Route ist gut machbar, aber ein bisschen Kondition schadet nicht – immerhin legen wir etwa 13–15 Kilometer zurück. Links und rechts begegnen uns immer wieder Ziegenherden. Kein Zufall: Die Region lebt von Viehzucht, Käseproduktion und kleinen Landwirtschaftsbetrieben. Und noch ein Highlight wartet in den Baumkronen – Affen haben es sich hier bequem gemacht. Mit denen hatte ich hier irgendwie gar nicht gerechnet, aber eine nette Abwechslung zu den Ziegen. Nach ein paar Stunden erreichen wir einen Aussichtspunkt mit gigantischem Blick über einen See. An dessen Ufer stehen reich verzierte Berberzelte, auch genannt „Khaima“, in denen wir es uns zwischen Kissen gemütlich machen dürfen und aufgetischt wird. Hier wird kein Touri-Menü serviert, sondern richtig gekocht: Brot, frisch aus dem Lehmofen, Salate, Oliven, eine Tajine.

Tag 7

Der Markt ist voll mit frischem Gemüse, Gewürzen, Obst – und natürlich war es bunt, laut und irgendwie sympathisch chaotisch. Schon Wochenmärkte in Deutschland machen mich glücklich, aber das Flair hier war nochmal ganz anders und die Preise- nicht mit europäischen zu vergleichen. Für eine Tüte voller Bananen haben wir umgerechnet 60 Cent bezahlt. Total spannend zu sehen, wie das Leben hier abläuft, fernab vom Trubel der Städte. Einfach authentisch und vor allem die Kinder sehr neugierig. Viele Touristen finden nicht den Weg hierher, mit G Adventures gehört sowas aber dazu! Dieser direkte Kontakt mit dem Land, den Traditionen und vor allem den Menschen.

Tag 8

Wo gestern noch Dauerregen angesagt war, blitzt jetzt die Sonne durch eine leichte Wolkendecke. Besser ist das, denn es steht der längste und wohl auch schönste Hike der gesamten Tour an. Mit Gipfelziel und ganz viel Panorama. Ich bin Fan und so starten wir in der Nähe des kleinen Ortes, wo wir gestern das hervorragende Barbecue bekommen haben. Wir starten in der Region Béni Mellal-Khénifra, nahe dem Dorf Tilouguite und dem Ausgangspunkt Imi n’Warg. Etwa 5 Kilometer sind es von hier bis zum Gipfel des Amsafrane auf 1.868 Metern.

Durch Erosionen des Sandsteins entstehen hier teils atemberaubende Felsformationen, wie „Terrassen“ oder „Türme“. Die rötlich-braune Färbung stammt dabei meist von Eisenoxiden, die sich im Gestein ablagern. Wieder was gelernt und ein bisschen Kraxelspaß gibt’s obendrauf! Trittsicherheit und Ausdauer sollten zwar Grundvoraussetzung für diese Wanderung und die „Rif-Mountains“ Tour generell sein, die Wanderung ist aber gut machbar und oben angekommen wartet ein gigantischer Blick über die High Atlas Mountains auf uns. Und in der Ferne, auf den noch höheren Gipfel, glitzert sogar der Schnee in der Sonne. Was für ein Anblick, den ich sehr gerne noch länger angeschaut hätte. Wir treten aber relativ schnell wieder den Rückweg an, denn in der Ferne schieben sich dicke Regenwolken über die Berge und kommen immer näher.



Tag 9

Und was soll ich sagen – die Fahrt macht melancholisch. All die Erlebnisse der letzten Tage vermischen sich mit dem Blick aus dem Fenster, der immer wieder wahnsinnig schöne Landschaften einfängt. Selten hat mich eine Reise so gefesselt, so in Teilen „überfordert“ – Im positiven Sinne, denn die vielen wunderschönen Erlebnisse lassen sich in der kurzen Zeit gar nicht richtig verarbeiten. Deshalb freue ich mich sehr auf Marrakesch, aber auch auf die Rückreise nach Deutschland.

Kurz vor Ankunft verabschieden wir uns von der wirklich tollen Gruppe. „It was an honor for me“, sage ich und das war es wirklich. Ich finde gemeinsames Reisen ist etwas ganz Besonderes. Die Gruppe ist in dieser kurzen Zeit trotz Altersunterschied und vor allem Herkunft so zusammengewachsen, dass wir uns richtig wohlgefühlt haben. Die vier kanadischen Damen waren am Ende wie ein Mama-Ersatz und sowas ist einfach wirklich toll zu erleben. Auch verabschieden wir uns hier von unserem Guide Mohammed, der einen ganz tollen Job gemacht hat und bei dem man sich zu jeder Zeit komplett wohlfühlte.


Wir werden an einer Straßenecke rausgelassen, denn mein Bruder und ich haben uns in Marrakesch auf eigene Faust ein sogenanntes Riad gebucht. Ein traditionelles marokkanisches Stadthaus oder Stadtpalais mit einem Innenhof oder Garten in der Mitte. Der Begriff kommt vom arabischen Wort „riyad“ (رياض), was „Garten“ bedeutet. Und häufig gibt’s sogar ein Becken inmitten des Hofes. Früher Frischwasserquelle (In den Medinas gibt es bis heute gut ausgebaute Systeme mit fließendem Frischwasser), heute Pool – find ich super. Und das Beste ist tatsächlich die Dachterrasse, mit Blick über die Altstadt von Marrakesch. Mich fasziniert auch die Architektur sehr. Mosaikfliesen säumen Wände und Boden und verwandeln das Riad in ein einzigartiges Kunstwerk. Und wem die Riads in Marrakesch nicht Sehenswürdigkeit genug sind, der sollte unbedingt durch die Medina von Marrakesch schlendern.

Bei uns wurde auch einfach mal „nur“ geschlendert. Wir haben in den letzten Tagen so viel gesehen und erlebt, dass wir den Nachmittag damit verbrachten durch die Medina von Marrakesch zu bummeln, Läden etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, Gewürze einzukaufen (unteranderem kommt ein bisschen Safran mit nach Hause – Preis: 6€ pro Gramm), um den marokkanischen Lebensstil noch einmal hautnah mitzuerleben. In einem kleinen Trödelladen kaufte ich mir einen sogenannten Kompass, aus echtem Silber. Kein gewöhnlicher Kompass, sondern ein Amulett, das eher der symbolischen Orientierung dient und für die Berber in Marokko und vor allem der Sahara von großer Bedeutung ist. Außerdem gabs eine Leder-Bauchtasche und natürlich wurde gehandelt, ich hab schließlich unserem Guide immer gut zugehört und aufm Flohmarkt sowieso geübt.


Zurück ging es über den belebten Hauptplatz der Medina, dem Djemaa el Fna. Er ist einer der bekanntesten Plätze in Marokko und UNESCO-Weltkulturerbe und hier kommt abends „1000 und eine Nacht“- Feeling auf, denn der ganze Platz ist voll mit Künstlern, Akrobaten, bunten Ständen und Schlangenbeschwörern. Ja, da schaut man am Anfang erstmal zweimal hin bevor man checkt, dass die Schlangen tatsächlich echte Kobras sind, die sich aus ihren Körben in die Höhe strecken. Aber Achtung: Fotos und Videos solltet ihr doppelt überdenken, denn die lassen sich die „Schlangenkünstler“ am liebsten bezahlen.

Volles Marokko-Programm und voll viel Text. Respekt, wenn du es bis hier durchgehalten hast und vielen, vielen Dank für dein Interesse. Marokko war ein Abenteuer, das ich immer wieder angehen würde. Vielleicht heißt es ja nächstes Mal: Ab auf den höchsten Berg Nordafrikas – 5 Tage am Jebel Toubkal (4.167m). Also ich hätte Bock, und du so?… Oder eine ganz andere Tour – sehr gerne wieder mit G Aventure! Zu jedem Zeitpunkt haben wir uns wohl gefühlt, wirklich alles war perfekt organisiert und auch vor Reiseantritt gab es keinerlei Probleme. Große Empfehlung meinerseits, da seid ihr in besten Händen!

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